Kooperationspartner Hochschule Osnabrück
Die ZIN hat starke Kooperationspartner – einer davon ist die Hochschule in Osnabrück. Hier hat man sich das Ziel gesetzt, angewandte Forschung mit direktem Kontakt zur Praxis zu betreiben.
Inhalt:
Die HS Osnabrück
Die Hochschule Osnabrück ist eine ‚University of applied sciences‘, zu Hochdeutsch eine Universität für angewandte Wissenschaften. Am Standort Haste in Osnabrück werden Agrarwissenschaften gelehrt und dort befindet sich auch der Versuchsbetrieb Obstbau. Es werden Studiengänge zum Bachelor und zum Master angeboten. Es gibt eine Spezialisierung im Obstbau. Prof. Dr. W. Dierend ist für diesen Bereich Obstbau verantwortlich.
Die Hochschule arbeitet in der Forschung eng mit der gartenbaulichen Praxis zusammen. Eine dieser Kooperationen ist die gemeinschaftliche Arbeit mit der ZIN: Von der Kreuzung über die Anzucht der Sämlinge bis hin zu Selektion, versuchsweisen Lagerung und Bewertung der neuen Sorten gibt es eine enge Zusammenarbeit.
Auch Forschungs-Projekte, z.B. das Einarbeiten von geschultem Personal für Geschmacks-Tests, ein sog. „Geschmackspanel“ zeigen die praktische Ausrichtung der Ausbildung und Forschung und die enge Zusammenarbeit mit der ZIN. Von der Hochschule Osnabrück haben wir auch immer wieder Studierende, die Projektarbeiten für die ZIN als Projekt- oder Masterarbeit erledigen. Zum Beispiel erweiterte Konsumententests mit der Sorte Deichperle®.
Außerdem wurden und werden gemeinsame Forschungsprojekte mit verschiedenen Projektpartnern durchgeführt, als sehr erfolgreiche Beispiele zu nennen sind hier das Apfel-Birne-Hybrid Projekt, die genetische Untersuchung auf Schorf-Resistenz sowie aktuell ein Forschungsprojekt zu allergenarmen Apfelsorten.
Kooperation mit der ZIN
Kreuzungen
Grundlage jeder Züchtung ist die kontrollierte Kreuzung von Elternsorten. Die ZIN verfügt über einen Kreuzungsplan. Hier werden kontrolliert ausgewählte Elternsorten miteinander gekreuzt. Jeder gewonnene Kern repräsentiert immer eine eigenständige neue Sorte.
In der Kreuzung unterscheidet die ZIN zwischen den Mutter- und den Vatersorten. Bei der Muttersorte müssen Blüten so vorbereitet werden, dass sie nicht von Fremdpollen bestäubtwerden können. Nur so ist eine kontrollierte Kreuzung möglich. Anderenfalls hätte man es mit einer sog. „freien Abblüte“ zu tun.
Spätestens im Ballonstadium werden an den ausgewählten Bäumen Äste markiert, die über eine ausreichende Zahl von Blütenanlagen verfügen. Diese Äste werden dann mit einempollendichten Beutel überzogen.
Für die Gewinnung von Pollen gilt, dass dieser keimfähig sein muss. Triploide Sorten scheiden daher als Pollenspender in der Regel aus. Ziel muss sein, dass reifer Pollen dann zur Verfügung steht, wenn auch die Blüten aufgeblüht und daher die Samenanlage in der Elternblüte befruchtet werden kann.
Man pflückt daher Blüten (mit kurzem Stiel) der Vater(Pollenspender)-Sorte einige Tage vor dem geplanten Bestäubungstermin. Diese Blüten werden dann in Pikierkisten in feuchtem Sandgesteckt und unter hoher Luftfeuchte gehalten. Nach einigen Tagen sind die Blüten geöffnet. Reife Pollensäcke erkennt man an der hellbraunen Färbung, bei Tupfen auf den Finger erkennt man den abgegebenen Pollen.
Ist die Muttersorten-Blüte voll aufgeblüht, dann wird der Schutzbeutel kurz geöffnet und von Hand die stäubende Vatersortenblüte auf die Muttersortenblüte getupft. Danach wird er Beutel wieder solange verschlossen, wie noch Blüten geöffnet sind.
Der Bestäubungsvorgang muss insgesamt 2-3 mal durchgeführt werden, da die Muttersorten-Blüten folgernd aufblühen. Zu jeder Zeit müssen stäubende Vatersorten-Blüten vorhanden sein.
Sämlingsanzucht
Die heranwachsenden Früchte der Muttersorte sehen äußerlich alle gleich aus; die echte Frucht beim Apfel ist lediglich das Kernhaus und die darin enthaltenen Kerne. Die Zahl der Kerne kann zwischen 0 und 10 schwanken, typisch sind 3-6 Kerne.
Nach der Ernte der Früchte von den markierten Ästen werden die Kerne gewonnen und getrocknet. So sind sie mehrere Jahr lagerfähig.
Die ZIN verfügt ständig über einen Vorrat von mehreren 1000 Kernen. Auch beim Ausfall der Kreuzungen, z.B. durch Blütenfröste, könnte die Sämlings-Anzucht mehrere Jahre weiter gehen.
Apfelkerne müssen stratifiziert werden, damit sie keimen. Durch feucht-kühl-Behandlung beginnen die Samen zu keimen. Die Saatkisten werden in Folientunnel gestellt.
Die wachsenden Sämlings-Bäume werden dann in größere 1,5 l-Töpfe gestellt und gelangen dann in Foliengewächshäuser nauf dem Versuchsgelände der FH Osnabrück. Dort wachsen sie auf eine Höhe von mindestens 2 m heran.
Für die Gewinnung der Veredlungs-Augen ist es wichtig, dass die Sorten möglichst nicht mehr „juvenil“ sind. Das bedeutet, dass sie möglichst schnell mit dem Ertrag beginnen sollen, um schnell bewertet werden zu können.
Reiserabgabe Baumschule CAROLUS
Mehrfach im Jahr gelangen Veredlungs-Reiser zur Partner-Baumschule CAROLUS in Belgien. Während der Vegetationszeit können dort z.B. im Juli/August Okulationen durchgeführt werden, in der Vegetationsruhe dagegen Winterhand-Veredlungen.
Es werden hochwertige (Knip-)Bäume mit mehreren Seitentrieben produziert.
Selektion I
Die Selektion I hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst schnell die interessanten Sorten aus der großen Anzahl von wertlosem Material herauszufinden. Das geschieht mittels einfacher Methoden, die auf viele Sorten einfach angewendet werden können.
Die Selektion I findet auf dem Selektionsfeld der ZIN statt. Die Prüfung der geernteten Äpfel in den Versuchslagern und im Labor der FH Osnabrück.
Selektionskriterien auf dem Selektionsfeld sind u.a.:
- Fruchtgrösse
- Aussehen der Früchte
- Behangstärke
Kriterien für die Bewertung nach der Ernte sind u.a.:
- Fruchtfleischfestigkeit
- Zuckergehalt
- Säuregehalt
- Geschmack
- Aussehen der Früchte bei der Reife
Die Sorten werden mehrere lang beobachtet. Ist erkennbar, dass die Sorte wertlos ist, wird sie gerodet. Zeigt sie Erfolg versprechende Merkmale, dann wird sie in die Selektion II gegeben. Der Mutterbaum bleibt dann auch noch später erhalten. Reisermaterial wird gewonnen und weitere Bäume der Sorte werden angezogen.
Sortenprüfung Selektion II
Prof. Dr. W. Dierend ist zudem einer der Partner bei der Durchführung der Selektion II auf dem ZIN-Selektionsfeld. Hier finden regelmäßige Selektions-Durchgänge statt. Anhand eines umfangreichen Kriterienkataloges wird unter Einsatz der ZIN-Selektionsdatenbank eine ständige Beobachtung der Sorten ermöglicht.
Projekt „Geschmackspanel aufbauen“
Die Bewertung von „Geschmack“ ist nicht einfach nach klar definierten und wiederholbaren Kriterien durchzuführen. Will man neue Sorten auf ihren Geschmack bewerten und diese mit vorhandenen Sorten vergleichen, dann benötigt man einen eindeutigen Maßstab. Zudem sollten die Personen, die diese Bewertungen durchführen, möglichst einheitlich vorgehen.
An der HS Osnabrück wird daher ein Projekt durchgeführt, das sich zum Ziel gesetzt hat:
- eindeutige Bewertungsmaßstäbe für die Geschmacksbewertung aufzustellen und
- eine Gruppe von Testern zu schulen, so dass diese bei der Bewertung einheitlich vorgehen können.
Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens werden direkt in die praktische Arbeit der ZIN eingeben, in dem wir in der Lage sein werden, neue ZIN-Sorten besser einzuschätzen und mit vorhandenen Sorten vergleichen zu können.
Weitere Informationen finden Sie im Internet:
Bundesanstalt für Züchtungsforschung BAZ
Europäisches Sortenschutzamt
Hochschule Osnabrück